Statement
Im Fremden das Eigene zu entdecken geht nur, indem man dem Eigenen etwas Fremdes abgewinnt. Das ist so gut wie die ganze Kunst an den Künsten. Das gilt erst recht für die Fotografie. Im stehenden Bild gibt es keine Überblendung wie im Film, kein Blendwerk. Der Schnitt rettet nichts, der Ausschnitt muss alles beinhalten, es gibt keine Bildfwechselfrequenz, die uns eine Sequenz on Einzelbildern als fortlaufende Bildfolge wahrnehmen lässt.
Dominik Elstner hat während seiner Ausbildung das Regiefach zugunsten der Fotografie aufgegeben. Das Filmemachen ist ein diktatorischer Akt, da braucht es Führungsqualitäten, die er an sich nicht erkennt. Lieber will er den Blick der Person auf sein Objektiv lenken. Seine Mutter, ist eine der berühmtesten Filmschauspielerinnen dieses Landes. Sein leiblicher Vater ein nicht weniger bekannter Filmregisseur. Da ist es gut, seine eigene Bildsprache zu finden. Er entwickelt seinen eigenen Blick und er hat es schon geschafft, etwa in einer brillanten Fotosession mit seiner Mutter Hannelore Elsner diesem Nahen etwas poetisch Fernes abzugewinnen.
Es sind leise, behutsame Annäherungen, raffinierte Vexierspiele mit Maske und wahrem Gesicht, mit einem Blick, der hinter die Dinge blickt. Der Fotograf findet sich bei der Motivsuche. Fragt man ihn, ob er lieber seine Motive in der Natur sucht, oder Menschen ablichtet, glaubt er, sich eher in der Arbeit mit Menschen weiterbilden zu können. Es ist dieser wechselseitige Austausch während der Sessions, bei dem ihm die Ideen kommen, immer ist das eine kleine Reise mit ungewissem Ausgang. Wir wissen es alle, Reisen können daneben gehen, aber zu neuen Ufern gelangt nur der, der aufbricht. Nahestehende zu fotografieren, ist nicht etwa leichter, wie der Laie denken könnte. Die Höflichkeit wird dabei allzu oft allzu sehr strapaziert, wie er sagt. Fremde lassen sich leichter anweisen.
Es gibt berühmte Vorbilder in der Fotografie, die meisterhaft Räume in Szene setzen, andere sind Magier des Lichtes. Elstners Vorbild ist der berühmte peruanische Modefotograf Mario Testino, der beides beherrscht. Auch von David La Chapelle hat er sich anfänglich inspirieren lassen, bis er ihm zu bunt wurde. Helmut Newton – der junge Fotograf aus Köln greift mit beiden Händen nach den Sternen, und das ist gut so, denn wer keine weit gesteckten Ziele hat, braucht sich gar nicht erst aufzumachen. Und Träumen beim Fotografieren muss nicht nur erlaubt sein, es gehört gewissermaßen zur Stellenbeschreibung eines jeden guten Fotografen.
Noch ist Dominik Elstner nicht so weit, wie er sagt, dass er die Bilder vorher schon im Kopf hat, wie das etwa bei Carsten Sander der Fall ist, mit dem er bekannt ist. Dieser Meister der Portätfotografie stachelt ihn an.
Derzeit arbeitet Elstner immer auch als Berufsfotograf, der Brotberuf als Hochzeitsfotograf ist eine gute Schule des Lebens. Er kann Posen und Haltungen studieren, lernt viel über gewollte und ungewollte Selbstinszenierungen. Den Blick nach außen, auf die Welt muss man drauf haben, wenn man aus dem Inneren schöpfen will.
Das innere Auge des Kameramann von Dominik Elstner ist schon ziemlich scharf – und lässt auf Einiges hoffen. Schön wie er die Menschen, die ihm vor die Linse kommen mit Wohlwollen und ja – auch mit wohlwollender Menschenliebe – inszeniert. Er liebt die Abendämmerung, weil da die Haut weicher wird, wie er sagt. Was für ein poetischer Satz. Das Hässliche, das Destruktive ist seine Sache nicht.
„Ich ist ein anderer“, dichtete einmal Frankreichs großer Poet Artur Rimbaud. Wer mit Dominik Elstner in ein Fotostudio geht, kann diese glückreiche Erfahrung machen.